Ritter Manfred erzählt etwas von seiner Kindheit und Jugend und den Nachkriegsjahren.
MGB's Ansprache beim goßen Chatter-Treffen 1997

Also, das ist "MGB", oder besser gesagt, so sah ich mal vor ein "paar Jährchen" aus.
MGB sieben Jahre alt

Heute ist MGB natürlich, "etwas" älter und auch "etwas" größer"...Um genau zu sein: ich wurde 2 Jahre vor Ende des 2. Weltkriegs geboren. An meine Kindheit kann ich mich zwar noch sehr gut zurück erinnern aber eben nur fast, denn viel zu lachen gab es nicht, weil alles in Schutt und Asche lag und ich ausserdem viel Hunger leiden mußte: Ich hatte schnell gelernt, wie man mit ganz wenig lange Zeit auskommt und dass man nicht ständig etwas Neues zum Anziehen bekommen konnte. Dazu war der Geldbeutel meiner Eltern zu schmal. Um so mehr, als ich noch 7 Geschwister hatte die ebenfalls versorgt werden mussten. Diese "liebliche Kindheit" zog sich ungefähr bis zum Jahre 1952 hin und ich war schon glücklich, wenn es sonntags als "Festessen" ein paar Bratkartoffeln mit Salat und dazu ein Stückchen "Blunz" gab... ("Blunz" ist für den Außenstehenden, der so etwas nicht kennt, der Ausdruck für reine Blutwurst - ohne irgend ein Griebchen). Ansonsten bestand mein Essen fast täglich aus Gersten-oder Graupensuppe. Und hatte Montags der Metzger geschlachtet, tja, da war mal wieder ein "Festessen" angesagt: Wurstbrühe mit Nudeln wobei unser Fleischer nicht mal eine Lupe benötigt hatte, um auch noch den letzten Fleischbrocken aus der Brühe zu entfernen - also weit und breit kein Bröckchen zu sehen


Mit 1950 begann ein Jahrzehnt schwerer Bedrängnisse und kühner Hoffnungen: Nicht nur, daß im Sommer diesen Jahres der Korea - Krieg ausgebrochen war, der die Vereinigten Staaten von Amerika mit einem neuen, beängstigenden Gegner konfrontieren sollte - nein - es trat auch eine "bittere Wende" im Leben von "MGB" ein: Er wurde nämlich eingeschult und er mußte sich von nun an mit einem "Gegner" auseinandersetzen, der ihm an Wissen und Lebenserfahrung selbstverständlich weit voraus war: Sein Schullehrer: Aber aufgepasst: ich brachte zu Anfang immer "gute Noten" mit nach Hause, so daß mein Vater ganz stolz auf mich gewesen war und mich immer (den damaligen Verhältnissen angepasst) reichlich belohnt hatte für jeden Sechser im Zeugnis... (Dazu muß man wissen, daß zu den Schulzeiten meines Vaters die Sechs die beste Note gewesen war, welche allerdings nach dem Krieg umgewandelt wurde in die Schlechteste - Aber das wußte er zu diesem Zeitpunkt gottseidank noch nicht.


Später setzte es dann kräftig Hiebe, und all die schönen, guten Zehn-Pfennig-Stücke, die er mir für jede Sechs gegeben hatte, mußte ich bitter und hart arbeitend wieder an ihn zurückzahlen. *traurig gewesen sei* - Also wie gesagt: Die Trümmer des Krieges waren noch nicht alle weggeräumt, und die Erinnerung an die Hungerjahre blieben und bleiben in "MGB" lebendig...Hatte ich nun gehofft, daß ich  von Trümmern, Schutt und Asche nichts mehr zu sehen bekäme, so wurde ich 1954 eines Besseren belehrt:


Also, nicht daß ich nun in die Steinbrüche von Simbabwe oder in die Goldmienen nach Südafrika oder in ein Bergwerk im Saarland "verbannt" wurde, nein - auf grund meiner ständig ansteigend "guten Noten", entschloß  sich der Herr Papa, daß sein Früchtchen in ein Internat sollte. (Schönes "Internat" - ein Kloster war's gewesen, geleitet von Franziskaner-Schwestern). Und da dieses Kloster ebenfalls noch z.T. in Schutt und Asche gelegen hatte hieß es in die Hände spucken und Steine entmörteln - für den Wiederaufbau des zerbombten Klosters. Also doch "Schwerstarbeit im Steinbruch"...lediglich unterbrochen vom täglichen Halleluja-Gesang der ehrwürdigen Schwestern, der von der Kapelle rüber drang.


Halleluja, Halleluja, Halleeeluuujaaaaaaa....


Bleiben wir noch etwas in den 50iger Jahren, den sogenannten "Goldenen Fünfzigern". Ja, sicher, "gülden" waren sie schon - die "Fünfziger Jahre". Doch gab es nicht nur freudige Anlässe, wie etwa die Krönung von Prinzessin Elisabeth zur Königin von England oder die Märchenhochzeit von Grace Kelly mit Fürst Rainier III. in Monaco, sondern auch sehr traurige: Ich war gerade mal 12 Jahre alt, als das Idol Millionen Jugendlicher - James Dean in seinem Porsche tödlich verunglückte. Am 26. Juli 1956 sank der Ozeanriese "Andrea Doria" 100 Seemeilen vor New York. Bilanz: 47 Tote...Genau am 23. September 1957 ging der Viermaster, das Segelschul - Schiff "Pamir" im Atlantik unter. 80 Deutsche ertranken...Horrormeldungen über Horrormeldungen...


Aber auch Erfreuliches gab es zu berichten: Dr. med. Werner Forssmann erhält am 26. Oktober 1956 den Nobelpreis. Sein gewagtes Experiment, sich einen biegsamen Schlauch durch eine Ader vom Ellenbogen bis zum Herz zu schieben bedeutet Hilfe für Millionen...Für schlappe Herzen hat der US - Professor William Chardack den Herzschrittmacher erfunden.


Überschlagen wir einige Jährchen, in welchen "MGB" des Lesens, Schreibens und Rechnens kundig wurde, welches ihm die lieben Nonnen quasi mit dem bekannten "Nürnberger Trichter" eingetrichtert hatten, und wenden wir uns dem Jahre 1958 zu. - Ein ereignisvolles Jahr - in jeglicher Hinsicht: Nicht nur, daß der Schah von Persien seine Gattin Soraya aus dem Palast gefeuert hatte - nein, auch "MGB" wurde entlassen - natürlich nicht aus einem Palast, sondern aus dem Kloster. Am liebsten hätte ich geheult - vor Freude natürlich. , aber das taten andere für ihn und zwar in Bremerhaven, wo Mädchen schreiend im Chor Polizeiabsperrungen durchbrachen - und das alles wegen eines US-Rekruten, der seinen Wehrdienst in Deutschland ableisten mußte und nach Friedberg / Hessen versetzt wurde. Sein Name?



Elvis Presley


Dass, (dies am Rande noch bemerkt), das amerikanische Atom -U- Boot "Nautilus" als erstes Schiff den Nordpol unter dem Eis passierte, interessierte mich als damals pubertären 15-Jährigen weniger. Viel interessanter war für mich die "Einführung" - ich meine natürlich die Einführung des Hula - Hoop - Reifens zum Freizeitvergnügen. Ein Riesenspaß war das, den jungen hübschen Mädchen zuzusehen, wie sie ihre Hüften wiegten und im gleichmäßigen Rhythmus - welchen ich mir intensiv einprägte - den Reifen kreisen ließen...