Das Neue Testament nach den vier Evangelisten
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König Herodes vernahm alles, was Jesus getan hatte. Er wunderte sich, denn man sagte, er sei Johannes der Täufer, der von den Toten auferstanden sei. Andere sagten: Er ist Elia, andere wiederum: Er ist einer von den alten Propheten. Als aber Herodes das hörte, sagte er: "Es ist Johannes, den ich habe enthaupten lassen. Er ist auferstanden."Herodes hatte Johannes ins Gefängnis werfen lassen wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte. Johannes hatte nämlich zu Herodes gesagt: "Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu heiraten." Darum grollte Herodias ihm. Sie hätte ihn gern töten lassen, aber sie konnte dies nicht durchsetzen, denn Herodes fürchtete Johannes, weil er ein gerechter und heiliger Mann war.

An seinem Geburtstag aber gab Herodes seinen Würdenträgern, den Kriegsobersten und den Vornehmsten Galiläas ein Festessen. Da trat die Tochter der Herodias herein und tanzte. Sie gefiel dem Herodes und den Tischgenossen sehr. Der König sprach zu dem Mädchen: "Bitte mich, was immer du willst; ich will es dir geben." Er schwur ihr: "Um was immer du mich bittest will ich dir geben, und sei es die Hälfte meines Königreiches." Da ging sie hinaus und fragte ihre Mutter: "Was soll ich erbitten?" Die Mutter sagte: "Das Haupt des Täufers Johannes." Sogleich ging sie zum König hinein und bat: "Ich will, daß du mir auf einer Schüssel das Haupt des Täufers Johannes gibst." Da war der König sehr betrübt. Doch wegen seines Eides und der Tischgenossen wollte er sie nicht abweisen. Er schickte einen Soldaten der Leibwache hin und befahl, das Haupt des Johannes zu bringen. Der Soldat ging hin, enthauptete Johannes im Gefängnis, brachte sein Haupt auf einer Schüssel, gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, nahmen seinen Leichnam, legten ihn in eine Gruft und berichteten es Jesus. Da fuhr Jesus mit seinen Aposteln mit dem Schiff weg und begab sich an einen einsamen Ort.

Die Speisung der Fünftausend

Viele Leute sahen sie wegfahren. Sie liefen daher zu Fuß aus allen Städten zusammen und kamen ihnen zuvor. Als Jesus ausstieg, sah er die Volksmenge, und er fühlte Erbarmen mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren. Als die Stunde schon weit vorgeschritten war, kamen seine Jünger zu ihm und sagten: "Der Ort ist einsam, und es ist schon spät. Entlaß sie, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen und sich etwas zu essen kaufen." Er antwortete: "Gebt ihr ihnen zu essen." Sie sagten: "sollen wir vielleicht hingehen und für zweihundert Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben?" Er aber fragte: "Wieviel Brote habt ihr? Geht hin und seht nach!"

Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: "Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist für so viele?" Jesus sprach: "Laßt die Leute sich lagern!" Es war aber viel Gras an dem Orte. Da lagerten sich die Männer, etwa fünftausend. Jesus nahm die Brote, sprach das Dankgebet darüber und teilte sie unter die Jünger aus. Die Jünger gaben sie denen, welche sich gelagert hatten. Ebenso auch von den Fischen. Als sie alle satt geworden waren, sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Sammelt die übriggebliebenen Stücklein, damit nichts verloren geht!" Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brotresten von den fünf Gerstenbroten.

Jesus wandelt über den See

Jesus nötigte die Jünger, ins Schiff zu steigen und ihm ans jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmenge entlassen hätte. Dann stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten. Als es Abend geworden, war er allein dort. Das Schiff jedoch war schon mitten auf dem See und wurde von den Wellen herumgeworfen, denn es herrschte Gegenwind. Um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See wandelte. Als die Jünger ihn auf dem See wandeln sahen, erschraken sie und sagten: "Es ist ein Gespenst!" Sie schrien vor Furcht. Jesus aber redete sie an und sprach:

"Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!" Da antwortete ihm Petrus: "Herr, wenn du es bist, dann befiehl, daß ich zu dir über das Wasser komme." Jesus sprach: "Komm!! Da stieg Petrus aus dem Schiff, wandelte auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Wie er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und als er anfing zu sinken, schrie er: "Herr, rette mich!" Sogleich streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: "Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt ?" Als sie ins Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die im Schiff aber warfen sich vor ihm nieder und sagten: "Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!" Als sie hinübergefahren waren, kamen sie ans Land nach Genezareth. Die Männer jenes Ortes aber erkannten ihn, brachten alle Kranken zu ihm und baten ihn, daß sie auch nur den Saum seines Gewandes anrühren dürften. Alle, die ihn anrührten, wurden gerettet.

Rein und unrein

Da kamen zu Jesus von Jerusalem her Pharisäer und Schriftgelehrte und sagten: "Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Sie waschen ihre Hände nicht, ehe sie essen."

Er antwortete: "Ihr Heuchler! Trefflich hat über euch Jesaja geweissagt: 'Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich, indem sie Lehren vortragen, die Menschensatzungen sind.' " Dann rief er das Volk herbei und sprach zu ihnen: "Hört und versteht! Nicht was durch den Mund hineinkommt, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde herauskommt." Da traten seine Jünger herzu und sagten zu ihm: "Weißt du, daß die Pharisäer Ärgernis genommen haben, als sie dieses Wort hörten?" Er aber antwortete: "Jede Pflanzung, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden. Lasset sie; sie sind blinde Führer von Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in eine Grube." Da sagte Petrus zu ihm: "Erkläre uns dieses Gleichnis!" Jesus sprach: "Seid auch ihr immer noch unverständig ? Merkt ihr nicht, daß alles, was in den Mund hineinkommt, in den Magen gelangt und dann ausgeschieden wird? Was aber aus dem Mund herauskommt, stammt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen die bösen Gedanken, Mord, Ehebruch, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das ist es, was die Menschen verunreinigt.

Aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreinigt den Menschen nicht." Von dort ging Jesus nach Tyrus und Sidon. Dann kehrte er an den galiläischen See zurück, und zwar durch das Gebiet von Dekapolis. Zu Schiff zog er nach Dalmanutha und nach Bethsaida. An all diesen Orten lehrte und heilte er. Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" Da sagten sie: "Einige für Johannes den Täufer, andere für Elia, andere für Jeremia oder einen der Propheten." Er sagte zu ihnen: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich ?" Da antwortete Simon Petrus: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus sprach zu ihm: "Selig bist du, Simon, Sohn des Jona; nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir:

Jesus übergibt Petrus den Schlüssel des Himmelreichs

"Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir den Schlüssel des Himmelreichs geben. Was du immer auf Erden binden wirst, wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird im Himmel gelöst sein." Dann gab er seinen Jüngern strengen Befehl, niemandem zu sagen, daß er der Christus sei.

Jesus kündigt seine Kreuzigung an

Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, er müsse nach Jerusalem gehen. Dort müsse er von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden. Er werde getötet, aber am dritten Tage werde er auferstehen. Da fing Petrus an, auf ihn einzureden und sagte: "Gott verhüte es, Herr; das soll dir nicht widerfahren!" Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: "Hinweg von mir, Satan! Du willst mich versuchen! Du denkst nicht nach Gottes, sondern nach Menschenart!" Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern:

"Wenn einer mit mir gehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber vor Gott sein Leben einbüßt ? Oder was kann ein Mensch als Gegenwert für seine Seele geben? Wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündhaften Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vates mit den heiligen Engeln, einem jeden Menschen nach seinem Werk zu vergelten. Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht kosten, bis sie den Menschensohn in seinem Reich kommen sehen."