Der Prophet Mohammed    Der Prophet Mohammed


Die Gründe für die gewaltigen Anfangserfolge des Islam sind weitgehend historischer Art und sowohl in den chaotischen Zuständen der Mittelmeerländer wie in dem Glaubensfanatismus und der kriegerischen Schlagkraft der arabischen Heere zu sehen.

Der Islam, die jüngste der großen Menschheitsreligionen, ist in mancher Beziehung auch die einfachste und konkreteste. Sie verehrt einen einzigen, allmächtigen Gott, ihr Gründer Mohammed war weder ein Erlöser noch ein Messias, sondern ein von Gott auserwählter Verkünder eines neuen Glaubens, der jeder spitzfindigen Dialektik entbehrt und sich ebensosehr mit dem Verhalten des Menschen in dieser Welt befasst wie mit seinem Schicksal im Jenseits. Anders als jene Religionen, die aus dunklen, legendenhaft überlieferten Quellen fließen und sich langsam entwickelt haben, wurde der Islam im vollen Licht der Geschichte geboren und verbreitete sich mit orkanartiger Geschwindigkeit. Innerhalb weniger Jahre nach Mohammeds Tod im Jahr 632 hatte er den ganzen Mittleren Osten überrannt. Ein weiteres Jahrhundert erstreckte er sich von Gibraltar bis zum Himalaja. Und heute gibt es über 1 Milliarde auf der Welt, das ist bei einer Gesamtbevölkerung der Erde von 6,5 Milliarden etwas mehr als ein Sechstel der Menschheit. In 32 Nationen ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung mohammedanisch. Die Gründe für die gewaltigen Anfangserfolge des Islam sind weitgehend historischer Art und sowohl in den chaotischen Zuständen der Mittelmeerländer wie in dem Glaubensfanatismus und der kriegerischen Schlagkraft der arabischen Heere zu sehen. Dass der Islam aber auch in der Folge stark und ungebrochen geblieben ist, dass er 1300 Jahre hindurch seine Einheit bewahren konnte - das ist der einfachen, klaren, lebensbejahenden Art seiner Botschaft zuzuschreiben. Denn der Mohammedanismus ist viel mehr als eine Formalreligion. Seine Grundsätze durchdringen jede Form des Lebens, Denkens und Handeins in einer Weise, für die das Abendland keine Parallele bietet. Der Schlüssel zu seiner Macht liegt im Wort "Islam", das "Unterwerfung" - nämlich unter Gott - bedeutet.

Wo immer ein Moslem seinen Gebetsteppich ausbreitet, da ist Allahs Haus.

Das Wort "Moslem" leitet sich von derselben Wurzel ab, bezeichnet also jemanden, der sich dem Willen Gottes unterwirft. Jeder wahre Moslem lebt immer vor dem Angesicht Gottes. Wo immer er seinen Gebetsteppich (siehe das Bild rechts) ausbreitet, da ist Allahs Haus. Für den gläubigen Mohammedaner sind daher Religion und leben, Glauben und Politik unlösbar miteinander verknüpft. Die Überzeugung, daß Gott als allgegenwärtiger Herrscher und allwissender Richter über der Welt thront, verleiht jedem Moslem eine Würde und Zuversicht, die ihn gegen alle Schicksalsschläge feit und vor dem Abtrünnigwerden bewahrt. Im weitesten Sinne ist der Islam eine Bruderschaft von Menschen unter Gott, die über alle rassischen, völkischen und staatlichen Grenzen hinweg nur ein Ziel kennt: den Willen Gottes auszuführen. (Vielleicht aber auch eher dem Willen Mohammeds). Ein weiteres Bollwerk mohammedanischer Stärke ist die Gewißheit, daß Mohammeds Äußerungen, wie sie uns im Koran und in anderen, weniger heiligen Schriften übermittelt sind, der endgültige und absolute Ausdruck göttlichen Willens sind. Für den Moslem treten sie an die Stelle aller früheren Offenbarungen und bestätigen die Wahrheiten des Alten Testaments und des Neuen Testaments. Allah, der Gott des Islam, ist im Grunde in der Tat der Gott des Judentums und der Christenheit. Aber nach mohammedanischer Auffassung war sein Wort in der älteren Überlieferung nur mangelhaft wiedergegeben und fand erst im Koran seinen vollkommenen Ausdruck.

Mekka, der Geburtsort von Mohhamed.

In derselben Weise ehrt der Koran auch die biblischen Erzväter, Propheten und Verkünder von Abraham bis Christus und behauptet nur, daß Mohammed der letzte und größte war, der als "Siegel der Propheten" alle früheren bestätigt hat. Die Gottnatur Christi allerdings leugnet der Islam; er hat aber auch alle Versuche, Mohammed zu vergöttern, zurückgewiesen. Der Prophet bestand immer wieder darauf, daß er nichts weiter sei als ein von Gott zu seinem Sprecher erwählter Mensch. Zur Zeit, als Mohammed geboren wurde (nach der Überlieferung im Jahre 570 christlicher Zeitrechnung), war Mekka, sein Geburtsort und nun die heilige Stadt des Islam, bereits ein blühender Umschlagplatz an der alten Gewürzstraße von Indien nach Syrien. Die Stadt liegt in der arabischen Landschaft Hedschas, 260 Meter über dem Spiegel des etwa 100 Kilometer entfernten Roten Meeres, inmitten öder Kalkberge. Mekka war bereits vor Mohammed ein religiöses Zentrum, zu dem die heidnischen arabischen Stämme wallfahrteten, um vor den zahlreichen Heiligtümern der Stadt zu beten. Das berühmteste war und ist die Kaaba - wörtlich Würfel-, ein viereckiges Gebäude, das damals viele Götzenbilder und den "Schwarzen Stein" barg, einen Meteoriten, der in ferner Vergangenheit vom Himmel gestürzt war und den Beduinen als Fetisch galt.

Mohammed war der Sohn einer angesehenen Familie aus dem Stamm der Koreischiten, der in Mekka herrschte.

Mohammed war der Sohn einer angesehenen Familie aus dem Stamm der Koreischiten, der in Mekka herrschte. In seiner Jugend hatte er ausgiebig Gelegenheit, die religiösen Gebräuche der nach Mekka Pilgernden zu beobachten und verabscheuen zu lernen, denn die Koreischiten waren die Wächter der Kaaba und erhoben die Gebühren. Je mehr den jungen Mohammed die Götzendienerei und Fetischanbetung der Beduinen anwiderte, um so größere Achung flößte ihm der jüdische und christliche Monotheismus ein, den er in Mekka ebenfalls kennenzulernen Gelegenheit hatte, denn an einem Karawanenplatz wie Mekka gab es selbstverständlich Anhänger beider Religionen. Einige Christen wohnten in Mekka, und mit den Karawanen kamen häufig arabische Juden in die Stadt. Eine wirklich genaue Kenntnis von beiden großen Religionen freilich hat er sich nicht aneignen können und manches von dem, was er hörte, hat er mißverstanden; doch das, was er erfuhr und in sich aufnahm: vielerlei christliche und mosaische Lehr - und Glaubenssätze, Geschichten aus dem Neuen und dem Alten Testament, Legenden - das alles beeinflußte den jungen Mann stark. Eines vor allem bewegte ihn: die Glaubensgewißheit, mit der die Juden auf den Messias, die Christen auf die Wiederkunft ihres Erlösers warteten.

  Der Koran  

Der reich verzierte Koran

Mohammed, der nachdenklich und sensibel veranlagt war, wanderte häufig in die Berge und meditierte, manchmal mehrere Tage lang. Eines Nachts erschien ihm in einer Vision der Erzengel Gabriel und rief: "Sprich nach, was dir geoffenbart wird!" Mohammed gehorchte, und als er redete, formten sich seine Worte zu den ersten Sätzen des Korans. Zunächst überwältigten ihn Furcht und Schrecken. Als aber weitere Visionen folgten, wuchs in ihm die Gewißheit, Prophet Allahs, des einzigen wahren Gottes, zu sein. Seine Frau Chadidscha, eine reiche, schöne Witwe, bei der Mohammed zunächst als Kameltreiber und dann als Leiter ihrer Handelskarawanen tätig war, bis sie als Vierzigjährige den fünfzehn Jahre Jüngeren heiratete, glaubte als erste an ihn; sie ermutigte und unterstützte ihn nach Kräften. Seine ersten Anhänger waren neben Chadidscha der Tuchhändler Abu Bekr - nach Mohammeds Tod sein Nachfolger als erster Kalif und damit weltlicher und geistlicher Herrscher des Islam -, dann Mohammeds Vetter Ali ibn Abi Talib, der Mohammeds Tochter Fatima heiratete und später vierter Kalif wurde, weiter Mohammeds Sklave und späterer Adoptivsohn Seid sowie der Mystiker Waraka.

Die Kaaba in Mekka an welcher Mohammed oft stehen blieb.

Mohammeds Visionen setzten sich mehr als ein Jahrzehnt hindurch fort. Manchmal blieb der Prophet wider seinen Willen in den Straßen der Stadt oder neben der Kaaba stehen, und Ströme rhythmischer Prosa flossen von seinen Lippen. Empört über seine Anprangerung der Götzendienerei, die ja doch gerade den Pilgerverkehr nach Mekka zog, griffen die Kaufleute ihn an und bedrohten sein Leben. Mohammed war es gelungen, außer seinen wenigen Anhängern selbst auch einige Pilger aus der Stadt Jathrib, etwa 350 Kilometer nördlich von Mekka, für sich zu gewinnen, die des Propheten Lehre in ihrer Heimatstadt verkündeten. 73 Gläubige aus Jathrib schlossen mit Mohammed einen Treuebund, und als die Nachstellungen der einflußreichen Mekkaer unerträglich geworden waren, verließen zunächst Mohammeds Anhänger, bald darauf auch der Prophet selbst in Begleitung seines Freundes Abu Bekr die Stadt.

Diese später auf den 16. Juli 622 angesetzte Hedschra - das heißt Auswanderung oder Flucht - ist der Beginn der muselmanischen Zeitrechnung. In Jathrib, das später in EI Medinet en Nebi "die Stadt des Propheten" umbenannt wurde, gewöhnlich zu Medina verkürzt, war Mohammed schnell erfolgreich, sowohl als religiöser wie als politischer Führer nicht nur der mit ihm gekommenen Landsleute, der Muhadschirin, sondern auch der meisten Einwohner von Jathrib, der sogenannten Hilfsgenossen oder Anssar. In Medina baute Mohammed auch eine Moschee, die das zweite große Heiligtum des Islam wurde neben dem ersten, der "heiligen" Moschee in Mekka, und dem dritten, der "entferntesten" Moschee in Jerusalem. Besonders bemühte sich Mohammed in Medina um die zahlreichen dort lebenden Araber mosaischen Glaubens, da sie ihm aber auf die Dauer widerstanden, wurde er später ihr erbitterter Feind. Bald nach der Hedschra heiratete Mohammed, nun schon ein Fünfzigjähriger, die zwölfjährige Tochter Aischa seines Freundes Abu Bekr.

Wo immer ein Moslem seinen Gebetsteppich ausbreitet, da ist Allahs Haus.

Nun aber ging es ihm darum, Mekka, die Stadt mit den alten Heiligtümern, die Stadt, in der er selbst geboren war, die Stadt seiner ersten Offenbarungen, wieder in seine Gewalt zu bekommen. Eine Reihe bewaffneter Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Propheten und den Einwohnern von Mekka führte schließlich zu einem offenen Krieg zwischen beiden Städten. Er endete nach mancherlei Rückschlägen im Jahre 630 mit dem triumphalen Einzug Mohammeds in das besiegte Mekka. Die Götzenbilder und Fetische in der Kaaba wurden zerstört; nur den "Schwarzen Stein" ließ der Prophet unangetastet - er war sich bewußt, was gerade dieses Heiligtum für die von ihm erstrebte religiöse und nationale Einigung der Araber bedeutete. In den nächsten zwei Jahren festigte sich Mohammeds religiöse und weltliche Machtstellung in Arabien so sehr, daß auch sein Tod am 8. Juni 632 dem neuen Glauben keinen Abbruch tun konnte, der nun im Gegenteil stark genug war, seinen Siegeszug durch die Welt anzutreten.

Eine Malaria raffte den Propheten dahin, als er sich mit den Plänen eines Feldzugs gegen Byzanz beschäftigte. Es ist unbekannt, ob der ganze Koran zu Mohammeds Lebzeiten niedergeschrieben worden ist. Jedenfalls hat einer seiner Vertrauten kurz nach dem Tode des Propheten eine "amtliche" Version vorbereitet, die von einem Ausschuß von Anhängern gebilligt und später als kanonischer Text angenommen worden ist. Das Buch enthält viele Legenden und Traditionen, die auf biblisches oder arabisch-heidnisches Gut zurückgehen. Auf den Lehren dieses Korans, die für jeden Moslem als göttliche Offenbarung gelten, beruht das Gesetz des Islam. Es ist in den Kernthesen sehr einfach, vertritt einen reinen Monotheismus und kennt ein Jüngstes Gericht.

Mohammeds letzte Ruhestätte.

Der Koran - Qur-an, das heißt wörtlich: die Lesung - ist die eine kanonische Schrift des Islam. Die Moslems glauben, daß alle seine 114 Kapitel, die Suren genannt werden, Offenbarungen Gottes an Mohammed sind. Jedes Wort, das der Prophet durch Offenbarung empfing, wird von den Moslems für heilig gehalten, während seine sonstigen Äußerungen zwar auch bewahrt werden (in der "Hadith", der Überlieferung), aber nicht als heilig gelten. In allen mohammedanischen Schulen und Moscheen wird Tag für Tag aus dem Koran gelesen und vorgetragen, so daß dieses Buch zu den bekanntesten der Menschheit gehört. Es ist nicht sicher, ob Mohammed lesen oder schreiben konnte; aber fast von Anfang an schrieben seine Anhänger die Worte nieder, die er sagte, wobei sie "Stücke Pergament oder Leder, Steintafeln, Rippen von Palmzweigen, die Schulterknochen und Rippen von Kamelen, Bretterstücke und die Brust des Menschen" benutzten. Bald nach Mohammeds Tod im Jahre 632 wurden diese Fragmente gesammelt und im Koran zusammengestellt. Der Koran ist nicht in chronologischer Reihenfolge angeordnet, sondern nach der Länge der Suren, wobei erst die längeren und später die kürzeren Abschnitte kommen. Von 114 Suren beginnen 113 mit den Worten: Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen, einer Formel, die die Moslems bei Beginn aller wichtigen Unternehmungen aufsagen, um Gottes Segen auf ihr Vorhaben herabzuflehen.

Der Klumpen Blut

Mohammed empfing fast alle Offenbarungen in seiner Heimatstadt Mekka oder in Medinet en Nebbi (Medina). Die erste kam ihm indessen, als er in einer Höhle bei Mekka schlief und die Stimme des Engels Gabriel vernahm. Der Engel sprach jene Verse, die jetzt den Eingang der 96. Sure, bekannt unter dem Titel "Der Klumpen Blut", bilden und die vom Autor hier ungekürzt wiedergeben werden.

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Lies im Namen deines Herrn. Der erschuf, erschuf den Menschen aus einem Klumpen Blut. Lies! Denn dein Herr ist der Allgütige, der (den Menschen) lehrte durch die Feder, den Menschen lehrte, was er nicht wußte. Keineswegs! Wahrlich, der Mensch ist widerspenstig, weil er sich unabhängig wähnt. Wahrlich, zu deinem Herrn ist die Rückkehr. Hast du nicht den gesehen, der da wehrt (Unserem) Diener, wenn er betet? Wohlan, wenn er (der Diener) der Leitung folgt oder zur Gerechtigkeit auffordert! Wohlan, wenn er ungläubig ist und den Rücken kehrt, weiß er nicht, daß Allah (ihn) sieht? Nein, wenn er nicht abläßt, so werden Wir ihn gewißlich bei der Stirnlocke ergreifen, der lügenden, sündigen Stirnlocke. Mag er dann seine Mitverschworenen rufen, Wir werden (Unsere) Wache auch herbeirufen, die (sie in die Hölle) stoßen wird. Nein, gehorche ihm nicht, sondern wirf dich nieder und nahe dich (Gott).

Die Verhüllung

In der 81. Sure, genannt "Die Verhüllung", einer der frühesten des Korans, versichert Mohammed seinen Anhängern, daß das Jüngste Gericht ihn als den wahren Propheten erweisen werde. Er prangert darin auch die alte arabische Sitte an, neugeborene Mädchen (die unerwünscht waren) lebendig zu begraben. Mohammed schaffte diesen barbarischen Brauch ab. Die Sure lautet:

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Wenn die Sonne verhüllt ist, und wenn die Sterne betrübt sind, und wenn die Berge fortgeblasen werden...Und wenn die Menschen einander nahegebracht werden. Und wenn nach dem lebendig begrabenen Mädchen gefragt wird: "Für welches Verbrechen ward es getötet?"

Und wenn Schriften weithin verbreitet werden, und wenn der Himmel aufgedeckt wird, und wenn das Feuer angefacht wird, und wenn der Garten nahegebracht wird, dann wird jede Seele wissen, was sie gebracht. Nein! Ich rufe die Planeten zu Zeugen - die rückläufigen, die voraneilenden und die sich verbergenden - und die Nacht, wenn sie vergeht, und die Morgenröte, wenn sie zu atmen beginnt, daß dies in Wahrheit das (offenbarte) Wort eines edlen Gesandten ist, eines Mächtigen - eingesetzt vor dem Angesicht des Herrn des Thrones, dem man dort gehorcht -; Vertrauenswürdigen. Und euer Gefährte ist nicht toll. Und er sah Ihn fürwahr am hellen Horizont. Und er ist nicht geizig in Sachen des Verborgenen. Noch ist dies das Wort des Satans, des Verstoßenen. Wohin also wollt ihr gehen? Dies ist ja nur eine Ermahnung für alle Welten, für die unter euch, die recht wandeln wollen, dieweil ihr nicht anders wollt, als wie Allah will, der Herr der Welten.

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