Am Place de la Victoire.

Tunis ist die Hauptstadt Tunesiens und hat 728.463 Einwohner (2004), im Großraum Tunis leben ca. 1,6 Mio. Menschen (Stand 1993). Tunis liegt im Norden des Landes unweit vom Mittelmeer. Zwischen der Stadt und dem Golf von Tunis liegt der See von Tunis, eine flache Lagune. Die Innenstadt von Tunis mit der historischen Altstadt (Medina) und der während der Kolonialzeit angelegten Neustadt liegt zwischen dem See von Tunis und dem See Sebkhet Sedjoumi. Um die Innenstadt herum liegen die inneren Vororte: im Westen das Villen und Regierungsviertel Le Bardo mit dem gleichnamigen Museum, im Norden das Viertel um die Belvédère-Hügel und die neueren Siedlungen El Menzah und Ariana, im Süden die Industrieviertel Megrine und Ben Arous.

Im Hintergrund der Lac Tunis. Rechts: Einer der vielen Boulevards in Tunis.

Während der Kolonialzeit bauten die Franzosen einen 10 km langen Schnellstraßen- und Stadtbahndamm quer durch den See von Tunis, der als Fortsetzung der Avenue Habib Bourguiba die Innenstadt von Tunis mit der Hafenstadt La Goulette verbindet. Nördlich von La Goulette reihen sich die wohlhabenden Vororte Carthage (Karthago), Sidi Bou Said, La Marsa und Gammarth an die Küste, süd östlich liegt der Badeort Hammam-Lif.

Der Souk El Attarine dann weiter durch eine Seitengasse der Stadt.

Links: In der Medina von Tunis. Rechts: Die die Djamaa Ez-Zitouna Moschee. Obgleich islamisch wird in Tunesien nicht alles so streng genommen wie in anderen arabischen Staaten.

Die Geschichte Tunis ist eine der ältesten Städte am Mittelmeer. Die numidische Stadt Tunes existierte schon vor dem Eintreffen der ersten phönizischen Kolonisten im 9. Jahrhundert v. Chr. Jedoch stand Tunis in der Antike stets im Schatten des mächtigen Karthago. Erst nach der arabischen Eroberung und der Zerstörung Karthagos Ende des 7. Jahrhunderts gelangte Tunis zu überregionaler Bedeutung. Unter der Herrschaft der Aghlabiden diente Tunis im 9. Jahrhundert kurzfristig als Residenz. Zu dieser Zeit entstand die Medina mit der Ez-Zitouna-Moschee.

Im Innenhof der Djamaa Ez-Zitouna Moschee. Rechts: Die Djamaa Ez Zitouna Moschee von Aussen.

Tunis wurde 1159 unter der Dynastie der Hafsiden die Hauptstadt Ifriqiyas und war ein führendes Handelszentrum mit Europa. 1270 scheiterte ein Eroberungsversuch des französischen Königs Ludwig IX. während des Siebten Kreuzzugs. Erstmals gelangte Tunis 1534 unter türkische Herrschaft. Nur ein Jahr später wurde es aber von Karl V. erobert und unterstand danach spanischem Protektorat, bis Tunis 1574 endgültig in die Hand der Türken fiel. Nach 1591 waren die türkischen Gouverneure (Beys) relativ unabhängig, und die Stadt wuchs als ein Zentrum von Piraten und Handel. Ab 1609 siedelten sich zahlreiche moslemische Flüchtlinge aus Andalusien, auch viele Juden, an und trugen zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung von Tunis bei.

Der Hoteleingang und gleichzeitig die Lobby. Rechts: Unser Hotelzimmer.

Im April 1655 war der englische Admiral Robert Blake beauftragt worden, von den Staaten des Mittelmeers, die englische Schiffe angegriffen hatten, eine Entschädigung einzufordern. Nur der Bey von Tunis widersetzte sich, mit dem Resultat, dass Blakes Schiffe das Arsenal des Beys bei Porto Farina (Ghar el Melh) angriffen, wobei sie neun algerische Schiffe und zwei Küstenbatterien zerstörten. Es war das erste Mal in der Seekriegsführung, dass Küstenbatterien außer Gefecht gesetzt wurden, ohne Landungstruppen einzusetzen.

Links: Im Inneren des Museums Bardo. Rechts: Der Triumphbogen in Tunis. Kaum regnet es einmal ein bisschen, da ziehen sie schon die Mäntel an, dabei ist es schwülwarm.

Nachdem ihnen von Otto von Bismarck während des Berliner Kongresses (1878) die Oberhoheit über Tunis zugesichert worden war, machten die Franzosen nach der Annektierung des Landes (1881) die Stadt zum Sitz ihrer Protektoratsverwaltung und nahmen zahlreiche städtebauliche Veränderungen vor. Zwischen der Altstadt und dem Meer entstand eine Neustadt im europäischen Stil und der Stadthafen wurde über einen Schifffahrtskanal durch den See von Tunis mit dem neu angelegten Hafen von La Goulette verbunden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Tunis von den Achsenmächten von November 1942 bis Mai 1943 gehalten und war deren letzte Basis in Afrika (Afrikakorps/Erwin Rommel).

Links: Der Place de Gouvernement. Rechts: Souks findet man in Tunis sehr viele.
Sie ähneln fast unseren Flohmärkten In Deutschland.
Place-de-Africa
Links: Der Platz des Regierungssitzes aus anderer Perspektive. Rechts: Place de Africa.

Das Stadtbild von Tunis ist geprägt vom starken Kontrast zwischen der orientalischen Altstadt und der europäisch anmutenden Neustadt. Die Altstadt (Medina) von Tunis wurde im 9. Jahrhundert von den Aghlabiden angelegt und im 13. Jahrhundert von den Hafsiden umgestaltet. Sie gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die heute von etwa 20.000 Menschen bewohnte Medina hat eine Ausdehnung von 1500 * 800 m und zeigt den üblichen Aufbau arabischer Altstädte mit einem unregelmäßigen Netz aus verwinkelten Gassen. Im Zentrum der Medina steht die Ez-Zitouna-Moschee, nach der Großen Moschee von Kairouan die wichtigste Moschee Tunesiens. Die Ez-Zitouna-Moschee geht im Kern auf das 9. Jahrhundert zurück, wurde jedoch mehrfach umgebaut und erweitert. Rings um die Moschee erstreckt sich das Marktviertel. Traditionell ist jeder der Souks (Marktgassen) einem bestimmten Wirtschaftszweig zugeordnet, z. B. den Parfümhändlern (Souk el Attarine), Schuhhändlern (Souk el Blaghija) oder Stoffhändlern (Souk des Étoffes). Der zentrale Bereich der Souks ist heute stark auf den Tourismus eingestellt, die Marktgassen in den Randbereichen der Medina werden jedoch vornehmlich von den einheimischen Bewohnern frequentiert.

Das Parlament und die grosse-Moschee.

Die Place de la Victoire (Erstes Bild ganz oben) mit dem ehemaligen Stadttor Porte de France (Bab el Bhar) liegt an der Grenze zwischen Altstadt (Medina) und Neustadt (Ville Nouvelle). Die Neustadt liegt zwischen der Medina und dem See von Tunis und wurde im 19. Jahrhundert von den Franzosen angelegt. Die Straßen bilden ein regelmäßiges Schachbrettmuster und auch die Architektur der Gebäude mutet europäisch an. Hauptachse der Neustadt ist die über 1,5 km lange Prachtstraße Avenue Habib Bourguiba, die von Geschäften, Cafés und Hotels gesäumt wird.

Das Parlament aus nächster Nähe. Faszinierendes Tunis.

Etwa vier Kilometer westlich der Innenstadt liegt der ehemalige Villenvorort Le Bardo. Hier befindet sich der von den Hafsiden im 15. Jahrhundert angelegte und von den türkischen Beys im erweiterte Palastbezirk. Die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Residenz des Beys beherbergt heute das tunesische Parlament. In den Räumen des ehemaligen Harems ist das Nationalmuseum von Bardo untergebracht.

Die Tunis Avenue Nachts. Tunis bei Nacht.

Nach der Unabhängigkeit Tunesiens im Jahr 1956 wanderten die meisten Eropäer (hauptsächlich Franzosen und Italiener) aus, die zuvor noch fast ein Viertel der Einwohnerschaft ausgemacht hatten. Zugleich führte die Landflucht zu einem großen Bevölkerungszuwachs und dem Bau von zahlreichen Neubaugebieten. Zwischen 1979 bis 1990 hatte die Arabische Liga ihr Hauptquartier in Tunis, ebenso wie die PLO von 1982 bis 1993. 1985 wurde das Hauptquartier der PLO im südlichen Strandbad Hammam Plage (auch: Hammam Schatt) durch die israelische Luftwaffe bombardiert, wobei über 60 Menschen ums Leben kamen.

An einer Fontaine bei Nacht.
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