Vor einigen Jahren saß James Last an einem sonnigen Frühlingstag an der Alster und zeigte auf eine kleine Verfärbung an seinem Hals: "Hautkrebs", sagte er unbeeindruckt und fügte grinsend hinzu, dass ihn so eine Lappalie nicht davon abhalten werde, weiterhin das schöne Wetter zu genießen. "Ich liege in Florida, wo ich meistens lebe, zu oft im Garten; und wenn die Flecken zu groß werden, lasse ich sie einfach wegschnippeln. Kein Problem, oder?" Die Botschaft war klar: So leicht ließ sich James Last eben nicht aus dem Takt bringen! Das passte zu einem Künstler, der einer der wenigen deutschen Weltstars war und der seinem Job mit so viel Leidenschaft wie Arbeitseifer nachging. Man kann die spektakuläre Karriere dieses Bandleaders, Komponisten, Arrangeurs und Produzenten nüchtern in Zahlen bemessen; in Hunderten Gold-, Silber- und Platin-Platten, in mehr als hundert Millionen verkaufter Tonträger, zahllosen Musikpreisen und darin, dass Last zeitweilig für 30 Prozent aller Umsätze seiner Plattenfirma verantwortlich war. Man kann auch daran erinnern, dass Last ein erfolgreicher Autor war, was gerne mal übersehen wird. Immerhin sangen Ray Charles, Andy Williams, Cliff Richard, Petula Clark und sogar Elvis ("The Fool") seine Lieder. Es könnte auch erwähnt werden, dass Quentin Tarantino Lasts "Einsamen Hirten" effektiv im Film "Kill Bill" einsetzte und dass nachgewachsene Elektro-Frickler wie Nightmares On Wax oder Wagon Christ die Melodien des Hanseaten sampelten. Aber kaum zu bemessen ist der Einfluss, den Last auf die musikalische Popkultur im Nachkriegsdeutschland hatte. Er war es, der die Hits der Welt, schmissig arrangiert, in deutsche Partykeller brachte - wobei ihm stets der schwierige Spagat zwischen Kitsch und Klasse gelang. Es passt, dass Last zwischen Schlagern und Volksmusik ganz selbstverständlich auch mal ein "Voodoo-Party"-Album (1973) einspielte, mit Orchester-Versionen von T-Rex, Alice Cooper und Hawkwind-Songs. Was Musik angeht, kannte und akzeptierte Last keine Grenzen. "Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, dass früher alles besser war", sagte er einmal. "Ich mag auch Bands wie Nirvana."
|